
Die erste eigenständige, unabhängige Produktion von Pavel Schnabel würdigt das Werk des Kölner Fotografen August Sander (1876 – 1964), insbesondere dessen im Westerwald entstandenen Bauernporträts aus den 1920er Jahren. Kunstvoll erweckt die Hommage Sanders Fotografien zum Leben. 50 Jahre nach deren Entstehung sucht Schnabel die porträtierten Menschen im Westerwald auf und setzt sie im Stil der historischen Fotografien – jedoch im Bewegtbild und mit Ton – in Szene.
Einer der ‚Bodyguards’ wäre gerne Polizist geworden, eine andere ist ausgebildete Fleischerin. Nun stehen sie täglich acht Stunden als Museumswächter*innen in der Galerie Alte Meister in Dresden, in der Neuen Pinakothek in München oder im Kölner Museum Ludwig. „Wenn sie ihre Aufgabe gut erfüllen, dann sind die ‚Bodygards bei Raffael‘ beinahe so unsichtbar wie die Videokameras, unter deren Blick verliebte Paare sich ungeniert küssen. (…) (Der) Film nähert sich den Männern und Frauen, die mehr Zeit in der Gegenwart bedeutender Gemälde verbringen als jeder Kunsthistoriker, mit viel Gefühl für den Reiz des Unspektakulären.“ (Frank Kaspar, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.1.2001)
Heute, über 25 Jahre nach der Uraufführung von Bodyguards bei Raffael fällt die Analyse prekärer Arbeitsverhältnisse in der Bundesrepublik der Nachwendezeit ins Auge: In der DDR sind es die Frauen, in der ehemaligen Bundesrepublik oft Männer mit Migrationsgeschichte, die ihre anstrengende, schlecht bezahlte Arbeit verantwortungsvoll und mit manch einfallsreicher Durchhaltestrategie tagein, tagaus verrichten. (bg)
Hommage à August Sander
R/K: Pavel Schnabel, S: Marlisa Stubenrauch, 22‘
Bodyguard bei Raffael
R/K: Pavel Schnabel, 60‘