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Einführung: Tilman Schumacher

Kollektive und individuelle Schuld sind in diesem ohne Förderung realisierten Film – der Produzent, Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Herbert Achternbusch weist uns per Texttafel auf die ausgebliebene Staatsknete hin – unentwirrbar. In unheilvollen Schwarzweißkontrasten entspinnt sich eine Holocaust-Farce, ein torkelnder Totentanz. Es dreht sich alles ums Bier und den Massenmord, nichts um Vermittlung und Einfühlung. In Das letzte Loch ist der „Problemfilm“ umschifft, die Abrechnung mit Deutschlands monströser Vergangenheit schroff.

Herbert spielt hier mal nicht den Herbert, sondern Nil, einen frauenmordenden Hobbydetektiv. Er wird gesucht, begibt sich aber auch selbst auf die Suche: nach der alten Liebe – die „letzte Sus'n“ – und dem Morddrang der Deutschen, in dessen Angesicht der Verstand den Ausdruck verliert. Ständig ist in Bayerisch von sechs Millionen die Rede. Sechs Millionen Schnäpse, sechs Millionen Fremdwörter, sechs Millionen ermordete Juden. In Achternbuschs achtem Film türmt sich die Sprache zu Bergen auf. Sie besteht aus betont aufgesagten und hingestotterten, aus lyrischen und biergetränkten Sätzen. Ob sie, und vor allem die Zahlenwörter, noch Sinn machen, ist fraglich.

Letztlich braucht es den schuldbelasteten Nil um den „Totenberg der selbstgerechten Deutschen“ zu erklimmen. Am Ende entführt uns der Film auf den Stromboli, das „letzte Loch“ meint hier den Krater des Vulkans. (tsch)