
Kaum ein Thema hat die Emotionen sowohl in der deutschen als auch in der tschechischen Öffentlichkeit jahrzehntelang so hochkochen lassen, wie der Umgang mit dem in Tschechien als Sudety, in Deutschland als Sudetenland bezeichneten Grenzgebiet zwischen den beiden Ländern. Den komplexen Fragen der Zugehörigkeit und des Besitzanspruchs, der Schuld für Verfolgung und Vertreibung in der Vergangenheit und des in Europa erstarkten Nationalismus nach dem Ende des Kalten Kriegs nähert sich Pavel Schnabel in seinem 1994 beim Internationalen Forum des jungen Films in Berlin uraufgeführten Dokumentarfilm erfreulich nüchtern – und wie immer in seinen Filmen über die Nähe zu den betroffenen Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen. Ihre Geschichten und Erfahrungen liefern ein differenzierteres Bild der politischen Verstrickungen, als manchem Hardliner lieb ist. „Der böhmische Knoten ist der mit Abstand beste Film, der je zu diesem Thema gemacht wurde“, konstatiert Karl-Peter Schwarz in seiner Besprechung der 29. Ausgabe des Filmfestivals in Karlovy Vary und er prognostiziert: „Es wird noch lange brauchen, bis ihn Tschechen und Deutsche zur Kenntnis nehmen werden.“ (Die Presse) (bg)
Der böhmische Knoten
- D 1994
- Digital SD
- OmeU
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R/K: Pavel Schnabel, S: Eva Voosen, 98‘