
Silvesternacht 1937 in einer einsamen Berghütte: Trotz anfänglicher Differenzen kommen sich die Zufallsbekanntschaften Gustl (Hans Söhnker) und Susanne (Hertha Feiler) schnell näher und verbringen die Nacht miteinander. Am nächsten Tag möchten sie gemeinsam nach München in eine Zukunft zu zweit aufbrechen – doch das verabredete Treffen scheitert. Ihre verzweifelte Suche nacheinander bleibt erfolglos. Schließlich entscheidet eine hölzerne Engelsfigur ihr Schicksal, als Susanne die Hoffnung auf eine Wiederbegegnung fast schon aufgegeben hat.
Kurz nach seiner Hauptrolle im späteren Kultfilm Die Feuerzangenbowle drehte der als Film- und Theaterschauspieler gefeierte Heinz Rühmann 1944 mit Der Engel mit dem Saitenspiel seinen vierten und vorletzten Spielfilm als Regisseur und seinen letzten Film während der NS-Zeit. Die weibliche Hauptrolle übernimmt wie schon in zwei vorherigen Filmen seine Ehefrau Hertha Feiler. Mit präzisen Dialogen, sanft gleitenden Kamerafahrten und der womöglich unromantischsten Hochzeit der deutschen Filmgeschichte schafft der atmosphärische Film mühelos ein Spagat zwischen Melodram und Komödie. Dabei stellt sich die Frage, ob Rühmann sein zweifellos vorhandenes Talent als Regisseur nicht hätte weiterverfolgen sollen.
Im Vorprogramm sind dokumentarische Aufnahmen der Hochzeit von Rühmann und Feiler zu sehen, die einem Amateurfilm des Fotografen Hans Schallers entstammen. Die auf derselben Filmrolle erhaltenen Bilder eines SA-Aufmarsches zeugen vom tiefen Eindringen der NS-Ideologie in die Lebensrealität der Zeit. Hans Fischerkoesens Agfacolor-Trickfilm Der Schneemann wurde auch im Beiprogramm der Premiere von Der Engel mit dem Saitenspiel am 19.12.1944 gezeigt. (fh)
Der Engel mit dem Saitenspiel
R: Heinz Rühmann, B: Curt J. Braun, Helmut Weiss, K: Ewald Daub, D: Hertha Feiler, Hans Söhnker, Hans Nielsen, Susanne von Almassy, Otto Graf, Lina Carstens, 101’
Hochzeit von Heinz Rühmann und SA-Aufmarsch in Magdeburg Amateurfilm
K: Hans Schaller, 7’
Der Schneemann
R: Hans Fischerkoesen, 13’