Wem gehört die Zukunft, der Bahn oder dem Auto? Für den von Hans Moser wunderbar gespielten Ferdinand Schöberl ist das gar keine Frage. Der kleine Mann mit rotglühender Uniformmütze ist seit 40 Jahren stolzer Bahnhofsvorsteher von Spatzenhausen. Seit jeher kämpft er darum, dass auch dort die Schnellzüge in die große Stadt anhalten, um den vielen Pendlern Umwege zu ersparen. Doch ihm gegenüber steht der einflussreiche Besitzer der örtlichen Tankstelle, der auf den wachsenden Autoverkehr vertraut und Schöberl für einen Spinner hält. Mit von der Partie: Schöberls hübsche Nichten, die einem verwitweten Arzt (ernst und Klassikfan) und dem Sohn des Tankstellenbesitzers (fährt Mercedes-Cabrio und liebt Existenzialisten-Jazz) den Kopf verdrehen.
Bei aller Heimatfilmstimmung hat das Drehbuch neben einiger Ironie auch politische Spitzen im Köcher. So sind nicht gute Argumente am Ende wichtig, um den Fortschritt nach Spatzenhausen zu bringen, sondern die fast schon groteske Vetternwirtschaft des Landrats mit richtigem Parteibuch. „Im drolligen Kampf Schiene contra Straße bleibt Moser zumindest moralischer Sieger – dank seiner liebenswert kauzigen Nuschelkomik und seinem hinter Grantigkeit versteckten goldenen Herzen.“ (Filmblätter, 7.11.1958) (ps)
Es treten auf (kürzer oder länger): In Der Sündenbock von Spatzenhausen: Lok 64 518 (Arnold Jung Lokomotivfabrik, Jungenthal. Im Dienst von 1940 bis 1972. Heute Museumslokomotive im Bestand von Eurovapor).
In Die Geburtstagsfeier: Lok 01 1099 (Berliner Maschinenbau-Actien-Gesellschaft, vormals L. Schwartzkopff, Berlin. Im Dienst von 1940 bis 1969); Lok 44 1038 (Hersteller: Wiener Lokomotivfabrik Floridsdorf. Im Dienst von 1942 bis 1966).
Der Sündenbock von Spatzenhausen
R: Herbert B. Fredersdorf, B: Franz Marischka, Franz Michael Schilder, K: Dieter Wedekind, M: Gert Wilden, D: Hans Moser, Ise und Jutta Günther, Bert Fortell, Albert Rueprecht, Joe Stöckel, Beppo Brehm, 95‘
Die Geburtstagsfeier
R: Gerhard Fieber, 13‘