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Der nach seinem eigenen Theaterstück in rein weiblicher Besetzung gedrehte Spielfilm von Rainer Werner Fassbinder erzählt an der Oberfläche von der tragischen Liebe einer erfolgreichen Modeschöpferin zu einem Mannequin. Die Beziehungsstudie gewinnt dadurch an Komplexität, dass in der Figur der Assistentin eine allgegenwärtige, ausschließlich beobachtende Figur im Film präsent ist und die Kamera niemals den Spielort des Ateliers verlässt. Mit schleichenden und lauernden Bewegungen, durch Schärfe/Unschärfe-Operationen, Spiegelblicke und Zooms entsteht der Eindruck des Eindringens in eine Intimsphäre. Der Raum wird „als reines Beziehungsgeflecht dekonstruiert, dessen Achsen durch Blicke bestimmt werden“ (Tanja Michalski, Spielräume der Kamera, 2001). Er erhält eine spezifisch filmische Qualität, die die ursprüngliche Bühnenzurichtung des Stoffs transzendiert.

Dass Fassbinders Studie zwischenmenschlichen Machtmissbrauchs und masochistischer Unterwerfungslust ausschließlich unter Frauen spielt, hat er damit begründet, dass keine Ablenkung von diesem Thema durch die Implikationen eines Geschlechterkampfs gewünscht sei. Interpretationen, die die Freakshow einer lesbischen Beziehung sehen wollten, können dadurch entkräftet werden, dass der Filmemacher eine ähnliche Beziehungsstudie später in einer schwulen Variation durchgespielt hat (Faustrecht der Freiheit). (jak)