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Das Schicksal der Heimatvertriebenen – in der DDR als „Umsiedler“ bezeichnet – hatte die DEFA wegen des gesellschaftlichen Konfliktpotentials und der Rücksicht auf die sozialistischen „Bruderländer“ nicht zu interessieren. Eine seltene Ausnahme ist das Regiedebüt des schon 50jährigen Arthur Pohl, der die Konflikte zwischen Einheimischen und Ostflüchtlingen bei der Eingliederung in der frühen Nachkriegszeit erstaunlich offen schildern durfte.

Eine Flüchtlingsgruppe wird in einer mitteldeutschen Kleinstadt von der engherzigen Bevölkerung mit unverblümter Feindseligkeit empfangen. Nur zwischen dem Neffen des Bürgermeisters und einem patenten Flüchtlingsmädchen entwickelt sich eine Romeo-und-Julia-Geschichte, die jedoch fast von den Intrigen der eifersüchtigen Wirtsfrau durchkreuzt wird. Die erotisch motivierte Kolportage ist die eigentliche Triebfeder der dramatischen Zuspitzungen, führt aber letztlich zur gemeinsamen Bewährung von Einwohnern und Flüchtlingen bei der Bekämpfung der abschließenden Brandkatastrophe. Politisch bleibt Pohl dabei weitgehend unideologisch, zeigt weder Altnazis noch Jungkommunisten, sondern plädiert für Solidarität, menschliche Wärme und Vernunft. (jr)