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Gelingt die Neuerfindung der Ruth Leuwerik? Um ihrem tristen Dasein zwischen Ehemann und Liebhaber zu entkommen, reist Franziska Lukas (Ruth Leuwerik) ins winterliche Venedig, wo sie dem schwulen Briten Patrick (Giorgio Albertazzi) begegnet. Im Krieg hatten ihn die Deutschen gefoltert und zum Verräter gemacht. Nun trifft er seinen einstigen Peiniger (Gert Fröbe) wieder und sinnt auf Rache. Franziska wird zu seinem Lockvogel.

Diesen Stoff voller existenzialistischer Anklänge nach einem Roman von Alfred Andersch gestaltet Helmut Käutner als eine Montage aus Rückblenden, Erinnerungsbildern und inneren Monologen. So wichtig ihm die Kritik an der westdeutschen Wohlstandsgesellschaft und ihrer korrupten Moral ist, für die vor allem Franziskas reicher Geliebter steht, so sehr strebt Käutner auch nach einer kühlen, modernistischen Filmästhetik, wie sie damals Alain Resnais und Michelangelo Antonioni vertreten. Die junge Filmkritik verreißt den Film dennoch und haut auch auf Leuwerik als Fehlbesetzung ein: „Die Leuwerik, treudeutsches Leitbild beschränkter Herzinnerlichkeit, verkörpert schon in ihrer Physiognomie, ihrer Stimme und ihrem schauspielerischen Gestus das genaue Gegenteil von Anderschs rebellierender, aus den Bahnen ihres gewohnten Daseins ausbrechender Heldin.“ (Ulrich Gregor, Filmkritik, August 1962) Heutige Kritiker sehen das anders, so ist Die Rote für Christoph Huber „Käutners masterpiece maudit“. (ps)      

Die Rote