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Daniel Körling

Fail Safe

Im selben Jahr wie Kubricks Dr. Strangelove erstaufgeführt, nimmt auch Sidney Lumets Adaption des von Eugene Burdick und Harvey Wheeler geschriebenen Romans Fail-Safe die nach der Kubakrise noch allgegenwärtige Angst vor einem Atomkrieg auf. Lumets Thriller setzt gegen Kubricks Groteske auf ein realistisches Setting, in dem die Gefahr eines Dritten Weltkriegs von alltäglichem technischen und menschlichen Versagen ausgeht. In bedrückenden, spärlich ausgeleuchteten Schwarz-Weiß-Bildern sucht Fail Safe nach einer Neubestimmung der Verantwortung zwischen Mensch und Maschine im Zeitalter der atomaren Bedrohung. Kongenial besetzte Lumet den beim Publikum als integer und aufrichtig geltenden Henry Fonda als US-Präsident, der politische und moralische Entscheidungen von großer Reichweite zu treffen hat. Aus diesem Grund wirkt die letzte Entscheidung des Präsidenten am Ende des Films auch umso beklemmender.

Wenngleich sich die Filmkritik überwiegend lobend äußerte – der Film führe im Vergleich zu Dr. Strangelove „die Logik der Katastrophe viel intimer und unumstößlicher“ vor Augen (Kenneth Tynan) –, konnte Fail Safe an den Erfolg von Kubricks Satire nicht anknüpfen. Auch weil die Produktionsfirma Columbia, nachdem sie sich auch die Verleihrechte an Lumets Film gesichert hatte, Dr. Strangelove neun Monate vorher in die Kinos brachte. (dk)