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Monika Treut hat angedeutet, dass man einen Film wie Gendernauts Ende der 1990er nicht in Deutschland hätte realisieren können, da sich die Transgenderszene dort noch nicht vernetzt hatte. Das mit leichter Hand gedrehte Porträt von Menschen mit genderfuturistischem Lebensansatz beginnt mit einer Liebeserklärung an San Francisco: man würde ja gerne im Netz, „in den Drähten“ leben, aber der Körper solle doch in San Francisco bleiben, sagt eine Protagonist_in.

In ihrem nach Female Misbehavior und Didn‘t Do It for Love letzten Teil einer Dokumentarfilmtrilogie über unangepasste Frauen begnügt sich Treut mit kurzen, freundschaftlichen Anmoderationen der experimentellen Projekte ihrer Protagonist_innen. Die Montage schafft allerdings eine dezidiert nicht-defensive Perspektive auf Lebensstile, die nicht mehr von einer Geschlechterdualität ausgehen. „Genderverwirrung ist ein kleiner Preis für sozialen Fortschritt“, wird im Film gesagt, und der Fortschritt wäre in der Cyborg-Idee eines permanent veränderbaren Körpers zu sehen. Treuts Film verbindet sich im kreativen Schulterschluss mit dieser Trans*Utopie, die sich nicht an der Faulheit und Ignoranz normativer Erwartungshaltungen, sondern an Risiko und Experiment orientiert. (jak)