
Aufnahmen einer Schiffsreling, ringsherum das in der Sommersonne funkelnde Meer. Komers bricht 1992 mit seiner neuen, leichten Hi8-Videocam von Kiel mit der Fähre zur baltischen Küste auf, im Gepäck ein Exposé zum ethnografischen Dokumentaristen Andris Slapinš und der lettischen Schule des Dokumentarfilms. Slapinš starb anderthalb Jahre zuvor im Kugelhagel, als er den völkerrechtswidrigen Angriff sowjetischer Spezialeinheiten auf das Rigaer Innenministerium im Zuge der Unabhängigkeitsbestrebungen seines Landes festhielt.
Slapinš‘ Freund Juris Podnieks, der berühmte Regisseur des Perestroika-Dokumentarfilms Ist es leicht, jung zu sein? (1987), möchte Komers von Andris berichten. Doch der Lauf der Dinge ist ein anderer; aus dem Wiedersehen der alten Bekannten wird nichts. Lettischer Sommer wurde ein anderer Film als ursprünglich geplant: ein Reise-Essay, das offen ist für zufällige Begegnungen und Nebenpfade; ein Film, der von einem Land im Umbruch erzählt – und vom Alten und Neuen im Dokumentarfilm. (ts)
Lettischer Sommer
- D 1992
- Digital SD
- OV
-
R/K: Rainer Komers, S: Dieter Reifarth, 85‘