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Ursprünglich sollte Lola und Bilidikid in Istanbul entstehen. Möglich wurden die Dreharbeiten jedoch schließlich im zusammenwachsenden Berlin – „in einem Zustand irgendwo zwischen Reinkarnation und Renovation, (…) in dem sich auch die Protagonisten des Films befinden." (Ataman, Taz, 10.7.2014). Gemeint war damit nicht die alltägliche Performance der deutsch-türkischen Schwulen zwischen Strich und Drag-Show, Kleinfamilie und Cruising Spot. Viel grundsätzlicher richtet sich Lola und Bilidikid in einem Instabilwerden scheinbar unversöhnlicher kultureller, Gender- und Klassen-Einheiten ein. Die Beziehung zwischen den beiden Titelhelden ist allein schon durch Bilis Sehnsucht nach der Einheit von Sex, Gender und Begehren gefährdet; und auf seiner Suche nach erotischer Orientierung findet sich der durch den Film und die Stadt driftende Murat schnell in einer heillos komplexen Ver- und Angebotslage wieder. Wie Lola und Bilidikid immer wieder Beziehungen zwischen größtmöglichen Gegensätzen stiftet, neben seinem bikulturellen Personal auch noch Rechtsradikale und Wannsee-Witwen auftreten und Symbole und Denkfiguren frei zwischen den Milieus migrieren lässt, das empfand der Rezensent der Variety Ende der 1990er Jahre als „etwas überhitzt“ (21.3.1999). (jak)