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Roger Fritz, laut Lemke in den Sechzigerjahren „die große Welt in Deutschland“, war sicherlich eine singuläre Erscheinung unter den Neuen Münchnern, wohl eher peripher affiliiert als zum „harten Kern“ gehörend. Seine Professionalität, die er sich als Visconti-Assistent und vielbeschäftigter, jetsettender Fotograf erworben hatte, kann man schon den Bildern seines ersten Langspielfilms ansehen: Sie bestechen durch ein Auge für das Schöne in eigentlich eher hässlichen Landschaften, aber auch durch ein Gefühl für Rhythmus, das man sowohl in einer Tischszene bewundern kann, in der die Servier- und Essgeräusche das Schweigen fast surrealistisch skandieren, als auch in der Szene, in der das junge Liebespaar (Helga Anders und Jürgen Jung) auf einem Schaufelbagger wie auf einer Achterbahn durchgeschüttelt wird, während das in extremen Nahaufnahmen fotografierte Lachen der Arbeiter die fast gewaltsame Bewegung der Maschine wie in einem Horrorfilm kommentiert. Überhaupt das Lachen in diesem Film: Unvergesslich, wie Klaus Löwitschs fratzenhaftes Lachen immer wieder die latente Gewalt, die überall zu lauern scheint (und die Fritz in Mädchen mit Gewalt dann kontrovers realisierte), das Publikum spüren lässt – eine audiovisuelle Figur, die Fritz‘ Willen Ausdruck gibt, die kinematische Überhöhung der wahren Geschichte, die dem Film zu Grunde liegt, nicht durch eine moralisierende und so den „feinen“ (geschweige denn: politisch korrekten) Geschmack affirmierende Haltung zu unterwandern. (ma)