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Mensch ohne Namen

Mensch ohne Namen D 1932, R: Gustav Ucicky, B: Robert Liebmann, K: Carl Hoffmann, D: Werner Krauß, Maria Bard, Julius Falkenstein, Fritz Grünbaum, 87‘ · 35mm SO 10.12. um 20 Uhr · Einführung: Philipp Stiasny Von Anfang an ächzte die Weimarer Republik unter dem Erbe des Weltkriegs. Und so wie Politik, Gesellschaft und Kultur sich ständig um den Krieg und seinen Sinn, die Kriegsfolgen und Mythisierungen drehten, so waren auch die Ufa – die selbst ein Kind des Krieges war – und ihre Filme stets verwickelt in die Diskurse über den Krieg. Zwar produzierte die Ufa vor 1933 nur ausnahmsweise große Kriegsfilme wie den zweiteiligen, behördlich unterstützten Dokumentarfilm Der Weltkrieg (1927/28) und das U-Boot-Drama Morgenrot (1933). Doch im Bereich des Historienfilms, der die jüngste Vergangenheit in Form von Allegorien deutete, war die Firma aktiv und brachte beispielsweise 1922/23 den aufsehenerregenden Fridericus-Rex-Vierteiler und 1930 mit Die letzte Kompagnie einen hervorragenden frühen Tonfilm über den Krieg gegen Napoleon heraus. Nicht zuletzt verdiente die Ufa an den amerikanischen Weltkriegsfilmen, die in ihren zahlreichen Kinos liefen. Mit Mensch ohne Namen verfilmte sie 1932 eines der ungewöhnlichsten Szenarios in diesem Kontext. Hier geht es nicht um die Zeit des Krieges selbst, sondern um die Frage, welchen Raum die Erinnerung an den Krieg in der Gegenwart eigentlich einnehmen darf. Werner Krauß spielt einen deutschen Soldaten, der im Krieg sein Gedächtnis verliert und es erst 15 Jahre später wiedererlangt. Längst ist er für tot erklärt worden, und als er mitten in der Wirtschaftskrise nach Berlin heimkehrt, seine Frau aufsucht und Ansprüche auf seine Firma stellt, wird er nicht erkannt, verleugnet, für einen Verrückten oder einen Betrüger gehalten. Er ist buchstäblich ein lebender Toter. Das ist Stoff für ein großes Drama, doch Mensch ohne Namen unterläuft diese Erwartung: Stattdessen präsentiert uns die Ufa eine Satire mit komischen Glanzlichtern, die mit einer Wiedergeburt endet. (ps)