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Wer oder was ist Niemann? Ein Gelehrter? Ein Detektiv? Für den Filmemacher und Kurator Stefan Pethke handelt es sich um die „Personifizierung einer Recherche (…), den Fixpunkt in einer essayistisch organisierten Tour de Force durch Bilder und Texte zum Nationalsozialismus“. Verkörpert wird Niemann vom Schauspieler Gerd Wameling, der sich von seinem im Martin Gropius Bau stehenden Schreibtisch mit Blick auf das frühere Gelände der Gestapo-Zentrale aus durch die medialen, ideologischen und handfesten Überbleibsel der NS-Zeit wühlt. Dazu zählen Filme und Schriften über das Ausflugslokal auf dem Obersalzberg bis hin zur eigens für den Film hergestellten Fernsehdiskussion mit dem Titel „Zurück zur Natur – aber wie?“, bei der der Bergsteiger Reinhold Messner, der Religionswissenschaftler Klaus Heinrich und der Biologe Hansjörg Hemminger aufeinandertreffen. Niemanns Zeit – Ein deutscher Heimatfilm versammelt einen wilden Materialmix aus Trivial- und Hochkultur. Was der Film „Schicht für Schicht, unter dem Schutthaufen unserer Geschichte zutage fördert, sind Proben deutscher Heimaterde, von Blut getränkt, von Lügen vergiftet, von Mythen gesättigt. (…) Eine fiebrige Collage (…) – so intelligent aufklärerisch, daß sie schmerzte“, schrieb Karena Niehoff nach der Berlinale-Premiere (Tagesspiegel, 19.2.1985). (fl)