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„Ich bin die Heimat durchzogen, und ich habe sie reicher gefunden, als ich zu hoffen gewagt hatte.” So schreibt Theodor Fontane in der Einleitung seiner Wanderungen durch die Mark Brandenburg (1862–1889), einem fünfteiligen Reisebericht, dem Bernhard Sallmann vier Filme widmet. Lediglich den letzten Band, über fünf Brandenburgische Schlösser, lässt er aus. Was interessiert Sallmann an Fontane? Sicherlich zumindest auch, was Fontane an der Mark Brandenburg interessiert: „Eine Fülle, ein Reichtum (..) denen gegenüber ich die bestimmte Empfindung habe, ihrer niemals auch nur annähernd Herr werden zu können.”

Der erste Film ist dem Oderland östlich von Berlin, zur polnischen Grenze hin und darüber hinaus, gewidmet. Auszüge aus Fontanes Werk, eingesprochen von Judica Albrecht, treffen auf mit statischer Kamera gefilmte Landschaftspanoramen von teils umwerfender Schönheit. Dennoch ist der Film, wie seine drei Nachfolger, immer auch die Dokumentation eines Verlusts, Chronik einer irreversiblen zivilisatorischen Landnahme. Schon Fontanes Text kommt immer wieder auf all die Tier- und Pflanzenarten zurück, die im Zuge menschlicher Siedlungsaktivität aus der Landschaft verschwunden sind. Erst recht heute, gut 150 Jahre später, lässt sich der Reichtum, der sich dem Auge im Oderland nach wie vor darbietet, nicht denken ohne einen anderen, noch größeren Reichtum, den es nicht mehr gibt. (lf)