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Wenn es darum ging, die Helden- und Wundertaten des großen Führers zu feiern, wurden in Stalins Sowjetunion weder Kosten noch Mühen gescheut. So entstand dieses zweiteilige Monumentalepos darüber, wie vor allem durch das Genie des weisen, stets ruhig entscheidenden Stalin der Zweite Weltkrieg gewonnen wurde, mit immensem Aufwand, auch was den Einsatz von Personal, Panzern oder Kulissenbauten angeht. Michail Čiaureli schuf damit nach seinem vorangegangenen Film Kljatwa (Der Schwur) einen zweiten Höhepunkt der filmischen Stalinverklärung, nun sogar in den warm strahlenden Farben von Agfacolor. Zwar agiert der Darsteller Hitlers, dessen zunehmende Verzweiflung erst in der Reichskanzlei, dann im Bunker breit ausgemalt wird, als befände er sich in einem expressionistischen Drama. Dennoch ist dieser Film am besten als Oper zu verstehen: Pathos und andere Effekte sind stets wichtiger als Logik, Wahrscheinlichkeit oder gar historische Wahrheit, weshalb am Ende Gottvater Stalin mit seinem Flugzeug scheinbar vor dem Reichstagsgebäude einschweben kann, wo ihm nicht nur jener Stahlarbeiter und jene Lehrerin huldigen, die in dem Film das Sowjetvolk und seine Kämpfe und Leiden repräsentieren, sondern Vertreter der gesamten Menschheit. In gestalterischer Hinsicht bietet der Streifen eine Fülle beeindruckender Szenen, auch vom Leid der deutschen Zivilbevölkerung, etwa mit der (historisch falschen) Schilderung der Flutung des Berliner S-Bahn-Tunnels. (gym)

Padenije Berlina / Der Fall von Berlin

Padenije Berlina

Der Fall von Berlin

UdSSR 1949, R: Michail Tschiaureli, D: Michail Gelowani, Fjodor Blasewitsch, Wiktor Ljubimow, Boris Andrejew, 167’ · Beta SP, OmU

Pathos, Kitsch und Heroismus in Agfacolor: Das monumentale Kriegsepos in zwei Teilen schildert die Ereignisse der Jahre 1941 bis 1945 vom Überfall auf die Sowjetunion bis zur deutschen Kapitulation und verschränkt dabei die „kleine“ mit der „großen“ Geschichte. Der Stahlschmelzer Alescha zieht mit der Roten Armee siegreich nach Westen, um seine nach Deutschland verschleppte Geliebte zu befreien. Gleichzeitig lenkt Stalin unaufgeregt und mit unfehlbarem Geschick die militärischen Operationen, während Churchill und Roosevelt sich als unzuverlässige Verbündete erweisen und Hitler als monströse Karikatur zunehmend dem Wahnsinn verfällt.

Für ihr Geschenk zum 70. Geburtstag des Diktators scheute Mosfilm keinen Aufwand: Die Schlacht um Berlin wurde mit Hilfe von fünf Artillerie- und Infanterie-Divisionen, vier Panzerbataillonen, 193 Flugzeugen, 10.000 Statisten und einem Miniaturmodell der Stadt von über einem Quadratkilometer Größe nachgestellt. Es entstand die finale Apotheose des filmischen Personenkults um Stalin als genialem Feldherrn, allwissendem Landesvater und gottgleichem Weltenretter. (jr)

SA 23.05. um 19.30 Uhr