
Der französische Schriftsteller Robert Antelme (1917-1990) wurde als Mitglied der Résistance 1944 verhaftet und überlebte verschiedene Lager und einen Todesmarsch. Seine Bücher über den Nationalsozialismus und die deutschen Lagerkomplexe nehmen in der französischen Erinnerungskultur eine bedeutende Rolle ein, vor allem das unmittelbar nach Kriegsende publizierte Werk L’espèce humaine.
Stefan Hayn geht in seinem Essayfilm Brot, Rache? von zwei Texten Antelmes aus. In seinem 1947 veröffentlichten Aufsatz Vengeance? verhandelt der Autor die Frage, wie die französische Bevölkerung eine neue Gesellschaft aufbauen und den Deutschen verzeihen könne. Neben diese Frage stellt Hayn eine nicht in allen Ausgaben abgedruckte Passage aus L’espèce humaine. Sie erörtert die moralischen Auswirkungen eines Brotdiebstahls zwischen französischen Gefangenen eines deutschen Lagers. Die „gefilmte Lektüre“ der Texte verbindet Hayn mit Aufnahmen aus Gedenkstätten sowie Reenactments des Berichts vom Brotraub. „Hayn filmt weder die neue Gesellschaft und die innere Welt, von der Antelme spricht, noch filmt er beider Unmöglichkeit. Was er jedoch filmt, sind Orte, an denen an der neuen Gesellschaft und der inneren Welt gearbeitet wird. Mit offenem Ausgang.“ (Lukas Foerster, critic.de). (sa)
Pain, Vangeance?
- D 2019
- DCP
- OV
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R/B: Stefan Hayn, K: Till Megerle, 76‘