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Pünktchen und Anton von Caroline Link aus dem Jahre 1999 ist die zweite auf Erich Kästners gleichnamigem Jugendroman basierende Kinoadaption. Der Erstverfilmung waren in den 1950er Jahren noch zwei Fernsehfassungen, aber zunächst kein weiterer Kinofilm gefolgt.

Auch in Links Version nach eigenem Drehbuch bilden finanzielle Ungleichheit, drohende Arbeitslosigkeit und die Vernachlässigung von Kindern gesellschaftlich relevante Themen, die bereits Roman und Erstverfilmung verhandelten. Allerdings verlagert die Regisseurin Kästners Fabel vom Freundespaar mit unterschiedlicher sozialer Herkunft ins zeitgenössische München, entwickelt dramatischere Handlungsstränge und spitzt Konflikte zu. So stiehlt Anton, um schnell Geld für seine erkrankte Mutter zu bekommen, ein goldenes Feuerzeug; in der Adaption von 1953 entpuppte sich ein vermuteter Gelddiebstahl als Missverständnis, bei Kästner existiert er überhaupt nicht. Ein weiteres, nicht Kästner entlehntes Element – Anton hat noch einen Vater, den er sucht, weswegen er mit einem VW-Bus ausreißt – wird in der Folge nicht wieder aufgenommen. Auch Pünktchens Aktionen werden akzentuiert: Das Mädchen empfindet seine Zurücksetzung als „Alibikind“ und konfrontiert damit in einer lautstarken Auseinandersetzung seine Mutter, die als Repräsentantin einer Wohltätigkeitsorganisation um die Welt reist, die eigene Tochter aber kaum wahrnimmt.

Caroline Link erhielt für Pünktchen und Anton den Bayerischen Filmpreis für den Besten Kinderfilm; beim Kinderfilmfestival Goldener Spatz wurde Max Felder 1999 für seinen Anton als Bester Darsteller geehrt. (mw)