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Zu Gast: Bernhard Sallmann

Rhinland. Fontane

In der Gegend um Fontanes Geburtsstadt Neuruppin dreht Bernhard Sallmann seinen zweiten Film nach den Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Das „Rhinland” im Nordosten Berlins ist geprägt von großflächigen Sumpfgebieten und einsamen Seen. Torf wurde hier früher gestochen, unter schwierigen Bedingungen. Die Gewinnmargen waren hoch, kamen jedoch nur einigen wenigen zugute, wie etwa dem Händler Alexander Gentz, dessen im maurischen Stil erbautes Herrenhaus noch heute steht. Allerdings befindet es sich, wie vieles in der Mark Brandenburg, im Zustand des Verfalls. Sallmanns Film registriert, was noch da ist: Die Zeichen vergangenen Wohlstands und die – zumeist deutlich weniger sichtbaren – Spuren vergangenen Elends.

Besonders eindrücklich kommt in diesem zweiten Film der Serie der multiperspektivische Reichtum des Fontane-Texts zum Vorschein: Obwohl er sich stets ans Konkrete hält und oftmals an vermeintlich nebensächlichen Details hängen bleibt, verdichten sich die Schilderungen immer wieder zu erstaunlich präzisen sitten- und wirtschaftshistorischen Miniaturen. Vielleicht ist gar die Freiheit des Blicks Bedingung für den Wert der Erkenntnis. „Und sorglos hab ich es gesammelt, nicht wie einer, der mit der Sichel zur Ernte geht, sondern wie ein Spaziergänger, der einzelne Ähren aus dem reichen Felde zieht.” (Fontane) (lf)