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Einführung: Christine Matzke · Filmgespräch mit Pepetual Mforbe Chiangong, James Yékú und Wolfgang Fuhrmann

Der Besuch des weltgewandten Rechtsanwalts Taiwo Shango (Christopher Kolade) in einer nigerianischen Kleinstadt bei seinem europäischen Freund Dr. Brian (Howard Vernon) fällt zusammen mit dem Tod des lokalen Königs. Die althergebrachten Gesetze verlangen es, dass sich sein wichtigster Vertreter, der Otunba, zwei Tage später das Leben nimmt, um seinem Herrn ins Reich der Toten voranzugehen. Dieser Otunba ist zugleich Taiwo Shangos Vater. Muss er gehorchen oder darf er mit der Tradition brechen? Dramatisch kollidieren Rationalismus, tradierte Erwartungen und Familiengeschichte.

Taiwo Shango oder: Der zweite Tag nach dem Tod (1965) ist die erste deutsch-nigerianische Koproduktion, inszeniert vom langjährigen Afrika-Korrespondenten der ARD, Klaus Stephan (1927-2002). Entstanden in Zusammenarbeit des Bayerischen Rundfunks, des WDR und des Nigerian Television Service knüpft der Fernsehfilm an einen historischen Fall aus der Zeit der britischen Kolonialherrschaft in Nigeria an, den der Theatermacher Duro Ladipo bereits 1964 bearbeitet hatte; 1975 folgte eine weitere Version des Literatur-Nobelpreisträgers Wole Soyinka. Im Film spielt die Geschichte in der Gegenwart des seit 1960 unabhängigen Landes.

Überliefert ist nur die deutsche Synchronfassung des ursprünglich auf Englisch und Yorùbá gedrehten Films. Taiwo Shango oder: Der zweite Tag nach dem Tod, in dem außer Howard Vernon nur nigerianische Schauspieler auftreten, wirft Fragen über die frühe Phase der Postkolonialität neu auf. Ein Film der vielfältigen, durchaus widersprüchliche Perspektiven. (ps)

Pepetual Mforbe Chiangong ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für afrikanische Literaturen und Kulturen an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie forscht u.a. zum afrikanischen Theater und zur Literatur in Kamerun. / Wolfgang Fuhrmann ist Filmwissenschaftler und forscht zur Darstellung Afrikas im deutschen Film. Er lebt in Kolumbien. / Christine Matzke arbeitet als Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Universität Bayreuth. Sie forscht u.a. zu Theater, Performance und englischsprachiger Literatur in Afrika. / James Yékú ist Assistant Professor am Department of African and African-American Studies an der University of Kansas (USA). Zurzeit ist er Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er forscht zur Filmkultur Nigerias.

Taiwo Shango oder: Der zweite Tag nach dem Tod