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Einführung: Jan Gympel

Ein zwölfjähriger Junge leidet darunter, dass sich seine berufstätigen Eltern auseinandergelebt haben und sich auch abends wenig um ihn kümmern. Als er seinen Vater dazu überredet, die Mutter von der Arbeit abzuholen, entdecken sie, dass diese einen Liebhaber hat. Schließlich überlegt der Junge, ob er das Interesse seiner Eltern durch einen Suizidversuch zurückgewinnen könnte.

Die umfangreichen Außenaufnahmen zu Überstunden entstanden hauptsächlich zwischen Gleisdreieck und Patentamt, in einer Kreuzberger Gegend, die damals von Neubauten ebenso geprägt wurde wie von Ruinen, Kriegsbrachen und Resten der weitgehend verschwundenen Stadt. Das Drehbuch von Johannes Hendrich schildert vor allem die Einsamkeit des Jungen, kritisiert aber auch zu starkes Streben nach materiellem Wohlstand, wie es damals in Kunst und Medien en vogue war, obwohl man das Kriegs- und Nachkriegselend gerade erst überwunden hatte.

Im Hamburger Abendblatt wurde der Film mit dem italienischen Neorealismus in Verbindung gebracht: „Ein Spiel nur, aber Autor Johannes Hendrich und sein Regisseur Fritz Umgelter wußten, wie man so etwas macht: Die Stilmittel des neuen italienischen Realismus, im italienischen Film schon nahezu überwunden, werden jetzt und hier von den deutschen Fernsehkameras zunehmend wieder aufgegriffen. (...) Hier nun setzt nach einiger Zeit ein sparsamer Dialog ein, unterkühlt, sachlich vor der neuen Hochhauskulisse oder auf den Jammerfassaden West-Berlins, das den Weltrekord an Kinderselbstmorden hält: dreißig auf hunderttausend. Das Spiel war also notwendig.“ (H. K., 22.2.1965) (gym)