Jump directly to the page contents

Homosexualität wurde rechtlich in der DDR weniger rigide gehandhabt als in der BRD. Allerdings stand alles, was sich der sozialistischen Staatsdoktrin gegenüber als „anders“ ausnahm, unter genauer Beobachtung. Sechs Lebensgeschichten von mittlerweile betagten schwulen Männern hat der in den frühen 1980er Jahren geborene Regisseur Ringo Rösener (Co-Regie: Markus Stein) aufgezeichnet. Gegen die Uniformität des Systems stehen die Unterschiedlichkeit der Lebensläufe genauso wie die verschiedenen Arten des Darüber-Redens. Was der Künstler, der chilenische Einwanderer, der Leipziger Kirchenaktivist, der Ostberliner Punkfriseur oder der Kunsthandwerker aus dem kleinen Dorf im Erzgebirge erzählen, vermittelt eine große Farbigkeit, die bittere wie komische Anekdoten mit einschließt. Überblendet werden die Erkundungen von frei eingeflochtenen Zitaten aus Coming Out (1989) und Westler (1985), den wenigen fiktionalen Annäherungen an den homosexuellen DDR-Alltag. Aber auch Unter Männern schlägt am Ende eine fiktionale Volte, wenn der Auftritt einer männlichen Glasprinzessin inszeniert wird. (jak)