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Zu Gast: Elfi Mikesch

 

Die erste Zusammenarbeit von Elfi Mikesch und Monika Treut traf 1985 in Deutschland auf eine gesellschaftliche Debatte über die Frauen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, eigene erotische Phantasien zu verfilmen, ohne sich männlich kodierter Pornografie-Formen bedienen zu müssen. Verführung: Die Grausame Frau ist um das Verstörungspotential eines weiblichen Lustentwurfs gebaut und reflektiert zugleich die Macht über das eigene Bild.

Wanda, die hart arbeitende Tyrannin des Films, entwirft nicht nur sadomasochistische Performances für ein bildersüchtiges Publikum, sie begreift auch die Beziehungen zu ihren männlichen und weiblichen Geliebten als Performances, die jeden normativen Liebesbegriff ablehnen. Mikeschs Bilder stellen sich in ihrer tableauhaft gestalteten Schönheit deutlich als artifiziell aus. Sie werden von Videoaufzeichnungen, die Wandas Performances zeigen, als Bilder-in-Bildern kommentiert: Das Begehren wird niemals nur abgebildet, sondern durch das Spiel der Bilder erst erzeugt. „Mir fällt nichts mehr ein, wenn ich dich sehe“, kommentiert Wanda das Ende ihrer Beziehung zu Gregor. Die ästhetische Praxis wird damit zum Kern des Liebeskonzepts, und in Treuts und Mikeschs Lesart bedeutet das, dass das Bildermachen selbst zur Lust wird und die erotischen Spielregeln des Sadismus nicht nur die Macht über Körper, sondern auch die Macht über (eigene) Bilder beinhalten. (jak)