„Was und wo ist meine Bahn?“

Wie in der Bundesrepublik und zuvor im „Dritten Reich“ existiert auch in der DDR eine Film-Stelle der Bahn, die in großer Zahl Lehr- und Unterrichtsfilme herstellt. Geradezu fundamental unterscheiden sich von diesen zweckgebundenen Arbeiten die geduldig beobachtenden, auf einen gesprochenen Kommentar verzichtenden Dokumentarfilme Auf der Strecke (1963) und Rangierer (1984), letzterer gedreht während einer Nachtschicht auf dem Güterbahnhof Dresden-Friedrichstadt. Die großartigen Kameraleute Christian Lehmann und Thomas Plenert erkunden hier das Eisenbahnerleben und finden eine ganz eigene Ruhe, Poesie und Schönheit, aber auch Einsamkeit und Härte. An diese elegischen Filme knüpft An der Strecke (1986) über einen zur Elektrifizierung der Bahnlinie eingesetzten Jugendbauzug zwischen Geestgottberg und Ludwigslust an. Vom Aufbruchspathos früherer DDR-Bahnfilme ist nichts mehr übrig. Zur gedrückten Stimmung trägt das Lied Also was soll aus mir werden der Rockband Stern Meißen bei mit den Versen „Also was und wo ist meine Bahn / In dem großen Weltenplan? / Oder taug ich nicht so viel / Daß ich da ‘ne Rolle spiel‘?“ Den Rückzug ins Private feiert schließlich Lok im Garten (1983). Hier fährt ein Bahnliebhaber eine Schmalspurdampflok durch den eigenen Garten und lädt Freunde und Nachbarn zum Mitfahren ein. Nach hundert Metern ist der Gartenzaun erreicht. Die Fahrt endet. (ps)

In Lok im Garten tritt auf: Lok 99 4503 (Sächsische Maschinenfabrik, vormals Richard Hartmann, Chemnitz. Gebaut 1900. Im Dienst bis 1969. Heute im Bestand des Eisenbahnmuseums Gramzow, Uckermark)