
In ihrem aufsehenerregenden Spielfilmdebüt von 2009 widmet sich die iranische Foto- und Videokünstlerin Shirin Neshat dem Leben von vier iranischen Frauen im August des Jahres 1953, während auf den Straßen ihres Landes chaotische politische Zustände herrschen. Der von der CIA und dem britischen Geheimdienst unterstütze Staatsstreich gegen den ersten demokratisch gewählten Premierminister, Mohammad Mossadegh, bildet die Rahmenhandlung der Erzählung. Was die Frauen teilen, sind die beklemmenden und gewalttätigen Auswirkungen einer patriarchalen Kultur, der sie ausgesetzt sind und der sie sich auf je eigene Weise widersetzen.
Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Shahrnush Parsipur lässt Women Without Men die Zuschauer*innen zwischen realen und mythischen Welten wandeln; auch zwischen Enge und Freiheit, Traum und Wirklichkeit, Schönheit und Ekel, Verletzung und Heilung. Der Kampf für die Freiheit auf der Straße spiegelt sich in den eigenen Freiheitskämpfen der vier Protagonistinnen. Ein mit eindrucksvollen Bildern komponierter Film, der dem Andenken iranischer Demokratiebewegungen von 1906 bis 2009 gewidmet ist – im Zeichen von Jin, Jiyan, Azadî (Frauen, Leben, Freiheit) allerdings umso stärker nachwirkt. (hem)
Lothar Müller ist Journalist, Buchautor und Honorarprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Women Without Men
- D/AT/FR 2009
- Digital HD
- OmU
-
R: Shirin Neshat, B: Shirin Neshat, Shoja Azari, K: Martin Gschlacht, D: Pegah Ferydoni, Arita Shahrzad, Shabnam Toloui, Orsolya Tóth, 99‘