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Michael Wedel

Cardillac

Frei nach E.T.A. Hoffmanns Kriminalnovelle Das Fräulein von Scuderi (1819) erzählt der Film von Cardillac, einem anerkannten Goldschmied, der abgeschieden mit seiner Tochter Madelon und dem Mitarbeiter Olivier lebt. Nach Cardillacs bizarrem Selbstmord wird bekannt, dass der Künstler vor Diebstahl und Mord nicht zurückschreckte. Er liebte die von ihm angefertigten Schmuckstücke so sehr, dass er sich die Kostbarkeiten später von ihren Besitzern mit roher Gewalt zurückholte. Aus der Rückschau erzählt der Film von Cardillacs Leben und von seiner Tochter, deren Schicksal der Film immer stärker in den Mittelpunkt rückt: „Verfolgt man z.B. die Figur des Cardillac direkt nach den Sehgewohnheiten der herkömmlichen Dramaturgie, so verflüchtigt sich diese Figur im Laufe des Films und man hat das Gefühl am Ende einer falschen Spur gefolgt zu sein, denn man landet bei Madelon“, heißt es in einem Programmheft zum Film.

Edgar Reitz verlegt den hoffmannschen Stoff konsequent ins West-Berlin der späten 1960er Jahre und lässt die Schauspieler aus ihren Rollen heraustreten. Im Wechsel von Schwarzweiß und Farbe schildert der Film eine Künstlerexistenz im Kulturbetrieb der eigenen Zeit. (awb)