
Die Geschichte vom Einfaltspinsel, der, ohne dass er so recht weiß, wie ihm geschieht, zum Zentrum öffentlicher Aufregung wird, hat Preston Sturges mehrmals erzählt, aber nie so konzentriert und effektiv wie in seinem Zweitwerk Christmas in July. Gerade einmal eine gute Stunde braucht er, um den kleinen Angestellten Jimmy MacDonald (Dick Powell) in einen ultimativen Glücksritter der kapitalistischen Moderne zu verwandeln. Eben sitzt Jimmy noch mit seiner Freundin Betty (wunderbar überschwänglich: Ellen Drew) über den Dächern der Großstadt und träumt vom großen Durchbruch, den ihm ein – einigermaßen sinnbefreiter – selbsterdachter Werbespruch für eine Kaffeemarke ermöglichen soll; und im nächsten Moment scheint er bereits am Ziel seiner Träume angelangt zu sein. Nur, dass der vermeintliche Schicksalsmoment auf einem bloßen Missverständnis beruht. In typischer Sturges-Manier gewinnt es nun eine Eigendynamik, die keinen Stein auf dem anderen lässt. Kapitalismus als Karneval, und alle machen mit! „Wie immer bei Sturges sind die Nebendarsteller (unter anderem William Demarest und Raymond Walborn) hervorragend, und er dirigiert sie wie die Instrumente in einem Konzert der Verrücktheiten.“ (Jonathan Rosenbaum) (lf)
Christmas in July
- USA 1940
- DCP
- OV
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R/B: Preston Sturges, K: Victor Milner, D: Dick Powell, Ellen Drew, Raymond Walburn, William Demarest, Alexander Carr, 67'