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Zu Gast: Bernd Brehmer

Eigentlich sollte im Mai 1970 der Fernsehfilm Bambule nach einem Drehbuch von Ulrike Meinhof in der ARD laufen, in dem es um Mädchen im Erziehungsheim und die Rebellion gegen dortige Missstände, um Ausbruchsversuche und das Abrutschen in die Prostitution geht. Als sich Meinhof der RAF anschloss, wurde die Ausstrahlung abgesetzt. Gustav Ehmcks Die Spalte ist das lange vergessene Gegenstück zu Bambule: Eine 14-Jährige flieht aus dem Erziehungsheim, gerät am Münchner Hauptbahnhof an die falschen Leute, wird zur Prostitution gezwungen und ausgebeutet. Zum Schluss findet sie Unterschlupf in einem studentischen Projekt, und erstmals keimt in ihr die Hoffnung auf eine bessere Zukunft auf.

Die Inszenierung der auf einer Zeitungsgeschichte beruhenden Sozialstudie ist drastisch und soll aufrütteln durch die Nähe zu den Ereignissen, durch den Schmutz und die Brutalität, die sie zeigt. „Gustav Ehmck hat Polizisten, Beamte und Lkw-Fahrer sich selbst darstellen lassen, die Filmmusik durch reale Musik ersetzt, die Farben ‚aufdringlich und unpassend‘ gelassen, wie sie in der Realität sind. Sein Film entstand nicht spekulativ, sondern spontan als eine ehrliche Provokation, ein Anstoß zum Nachdenken über das Schicksal von jungen Menschen unter uns, die an der Gleichgültigkeit der Gesellschaft zugrunde gehen. Sein Film ist so roh – wie die Wirklichkeit.“ (Else Goelz, Stuttgarter Zeitung, 18.6.1971) (ps)

Beat in Schwabing


BRD 1965
35mm

R: Karl Deschauer, 9‘

Die Spalte


BRD 1971
35mm

R: Gustav Ehmck, B: Gustav Ehmck, Christian Rolf, K: Rudolf Blahacek, Gabor von Hamory, D: Gerhild Berktold, Werner Umberg, Axel Schiessler, Dursun Firat, 84‘