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Interessanterweise scheint dieser für Fassbinder ungewöhnlich offen von homosexuellen Beziehungen erzählende Film in keiner Weise selbst von der schwulen Emanzipationsbewegung der 1970er Jahre erfasst zu sein. In der mittleren, der Sirk-Phase seines Werks entstanden, ist das Milieu bourgeoiser Homosexueller, in das es einen schwulen arbeitslosen Schausteller verschlägt, so austauschbar wie die Art der Liebe, durch die die Hauptfigur, nach Döblin „Franz Biberkopf“ genannt und von Fassbinder selbst gespielt, ausbeutbar wird und letztlich zugrunde geht. Es ist die materielle Gier einer kapitalistisch orientierten Gesellschaft, die die Beziehungen prägt – und so zählt Faustrecht der Freiheit in komödiantischer Zuspitzung zunächst den Geldbetrag präzise herunter, um den der ahnungs- und machtlose Held nach und nach von seinen neuen Freunden betrogen wird, um dann in einem melodramatischen, vorhersehbaren Parabel-Schluss die bittere Moral zu verkünden: Respekt kann man nicht erkaufen.

Dass die zum damaligen Zeitpunkt selten derart prominent in Filmen repräsentierte schwule Szene quasi als besonders grausame Erscheinungsform des geldgeilen Bürgertums inszeniert wird, hat einige Filmkritiker sehr enttäuscht. Doch wenn man die Liebe per se als „das beste, hinterhältigste und wirksamste Instrument gesellschaftlicher Unterdrückung“ (Fassbinder, Süddeutsche Zeitung, 8.3.1979) versteht, wird nachvollziehbar, dass auch Formen nicht-heterosexuellen Zusammenlebens diesbezüglich wenig utopisches Potenzial beigemessen werden kann. (jak)