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Einführung am 13.08.: Christian Lenz

Raigyo ist der Name einer unessbaren Schlangenkopf-Fischart, die parasitäre Würmer in sich trägt und ursprünglich aus Taiwan nach Japan eingeschleppt wurde. In den Anfangsbildern von Takahisa Zezes abgründigem Meisterwerk verbrennt ein Fischer Exemplare der für ihn wertlosen Tierart und setzt damit die Stimmung für einen bedingungslos hoffnungslosen Film voller ausgestoßener und verlorener Charaktere.

Die zerrüttete junge Frau Noriko Takahara entlässt sich selbst aus einem Hospital, wo sie wegen eines Bauchspeicheldrüsenleidens behandelt wurde. Unter verzweifelten Versuchen, ihren ehebrecherischen Mann von Telefonzellen aus zu erreichen, driftet sie durch ein sumpfiges Industrie-Hinterland, in dem auch der Yanai vagabundiert, der sich obsessiv bemüht, Sexkontakte aufzubauen, während seine schwangere Frau im Krankenhaus liegt. Als sich die Wege der beiden unergründlichen Figuren kreuzen, beginnt eine blutig-desperate Abwärtsspirale.

Raigyo basiert auf einem wahren Fall, der sich 1988 in der Präfaktur Chiba abspielte, und war Zezes erster Bruch mit der traditionellen Pinku eiga-Form: Der Film wurde mit einem größeren Budget und längerer Spielzeit realisiert als für diesen Produktionskontext üblich und enthält weniger Sexszenen, die zudem allesamt als bittere Verzweiflungstaten inszeniert sind. Dazu passend hinterlassen die entsättigten, kalten Bilder von Zezes langjährigem Kameramann Kôichi Saitô einen Eindruck vom Umland der Stadt Omigawa als trostlose Totenzone. Ausgewertet wurde der langsame, dialogarme Film schließlich sowohl in Pink- als auch in Arthouse-Kinos, stieß dort aber wegen seines radikalen Ansatzes auf wenig Gegenliebe. (chl)