Jump directly to the page contents
Einführung: Gerlinde Waz

Im November 1927 reist die Ethnologin und Filmemacherin Gulla Pfeffer erstmals nach Nigeria. Knapp zwei Jahre später, im Juli 1929, unternimmt sie ihre zweite Expedition nach Togo und dreht dort gemeinsam mit ihrem Kameramann und Co-Regisseur Friedrich Dalsheim den ersten nicht-fiktionalen Afrikafilm mit Ton: Menschen im Busch. Etwa 100 Kilometer nördlich von Lomé findet Pfeffer das Dorf Chelekpe, das noch ohne europäische Einflüsse ist und sich für ihr Projekt zu eignen scheint. Zum ersten Mal erhalten die Einheimischen eine Stimme und erzählen selbst von ihrem Alltag.

Während der Ton im Spielfilm längst etabliert ist, ist die Vertonung eines „Kulturfilms“ noch ungewöhnlich. Eine Tochtergesellschaft der Produktionsfirma Tobis, Melophon, will mit der Vertonung des Films einen neuen Markt erobern und die üblichen Afrika-Bilder vermeiden. Da die Aufnahmen stumm gedreht wurden, müssen alle Töne nachsynchronisiert werden. Um eine möglichst authentische Atmosphäre zu erreichen, wird die Filmmusik mit Instrumenten aus dem Hamburger Völkerkundemuseum eingespielt und tondramaturgisch von Jean Oser bearbeitet. Die Presse reagiert begeistert und überschlägt sich mit Superlativen. Hans Sahl vergleicht das Werk gar mit Dovzhenkos Semlja. Gulla Pfeffer ist neben Lola Kreutzberg die erste deutsche Frau, die im außereuropäischen Ausland einen Film dreht – Menschen im Busch blieb ihr einziger Film. (gw)

[Gerlinde Waz ist Filmhistorikerin, Autorin und Kuratorin der Retrospektive Filmpionierinnen!

Menschen im Busch