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Zu Gast: Rainer Komers

„Nachdem sie mich des Mordes für schuldig befunden hatten, erwartete ich ‚lebenslänglich‘ ohne Bewährung oder die Todesstrafe. Weil sich die Jury zwischen diesen beiden nicht entscheiden konnte, gab mir der Richter ‚lebenslänglich‘ ohne Bewährung. Mit zwanzig kann man ein solches ‚lebenslänglich‘ in seiner ganzen Tiefe nicht erfassen.“ Diese Sätze zitiert Spoon Jackson, ein schwarzer Dichter und jahrzehntelanger Gefängnisinsasse, aus seiner Autobiografie By Heart. Komers porträtiert in Barstow, California (2018) dessen Heimatstadt. Die Worte von Spoons poetischer, dichter Sprache legen sich über Landschaftstotalen. Manche seiner Brüder leben noch in Barstow, sie zeigen uns Orte von früher, etwa ihr Elternhaus, das sich nur noch im Wüstenboden erahnen lässt. Eher ein Schauplatz der Vergangenheit als der Gegenwart. Und so kreist Spoons Erinnerung oft um die Kindheit, die Momente des Glücks bereithielt, aber vor allem Erfahrungen von Gewalt.

Milltown, Montana (2009) verlagert die Gewalt von der Ton- auf die Bildebene. Bei allem Naturschönen gibt uns der dialoglose Travelogue harsche Einblicke in den Alltag von Milltown im ländlichen Montana, dem „Big Sky Country“: ein „Streifzug durch das einst größte Bergbaugebiet der USA. Eine grandiose, aber von Menschen misshandelte Landschaft, die sich heute in einer Phase des postindustriellen Stillstands zu befinden scheint.“ (Exground Filmfest) (ts)

Milltown, Montana


D/USA 2009
35mm
OV

R/K: Rainer Komers, S: Bert Schmidt, 34‘

Barstow, California


D/USA 2018
DCP
OV

R/K: Rainer Komers, S: Gregor Bartsch, 76‘