
Was sollte Anna Sten in Hollywood nicht alles sein? Eine neue Garbo, eine neue Dietrich! Der erste sowjetische Filmstar, der in Amerika groß herauskam! Fast zwei Jahre lang schürte ihr Produzent Samuel Goldwyn die Erwartungen, verbreitete Bilder, auf denen sie lasziv die Augen aufschlug, fotogen Rauch in die Luft blies und schwüle Erotik verströmte. Wie zerlöchert von solchen Klischees wirkt Anna Stens Hollywooddebüt unter der Regie Dorothy Arzners, der einzigen Regisseurin im Studiosystem.
Nana ist die Geschichte eines Pariser Straßenmädchens der Belle Époque, das auf der Theaterbühne Furore macht und dann zum Spielball einer Intrige wird. Viel erinnert hier an einen Marlene Dietrich-Film: die Fetischisierung von Gesicht und Körper, das Chiaroscuro-Licht, der Zigarettenrauch, die glamourösen Toiletten, dazu Nanas Schlagfertigkeit, ihr Selbstbewusstsein. Ihr Wissen, woher sie kommt und wohin sie will. Doch Anna Sten ist nicht Dietrich, sie besitzt ihre eigene Art zu spielen und ihren eigenen Akzent. Und so gehört zum Geheimnis dieses Films, dass eine Frau, die nur den Vorstellungen mächtiger Männer entspricht, mit Anna Sten nicht zu haben ist. Nicht die Schauspielerin scheitert, sondern jene, die aus ihr ein renditeträchtiges Schauobjekt machen wollen. (ps)
Wir zeigen eine 35mm-Kopie aus dem UCLA Film & Television Archive, Los Angeles.
Nana
- USA 1934
- 35mm
- OV
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R: Dorothy Arzner, P: Samuel Goldwyn, B: Harry Wagstaff Gribble, Willard Mack nach dem Roman von Émile Zola, K: Gregg Toland, M: Alfred Newman, D: Anna Sten, Lionel Atwill, Richard Bennett, Mae Clarke, Phillips Holmes, Muriel Kirkland, 86‘