Ofen aus & Ein Schloß für alle

Im August 1993 ist der Ofen aus. Die Krupphütte in Rheinhausen wird stillgelegt. Rainer Komers und Klaus Helle sind vor Ort und filmen Arbeiter, die in den Vorruhestand geschickt werden, zur Kurzarbeit wechseln müssen oder in einem anderen Werk des Konzerns eine Stelle finden. Robuste, direkte Typen mit Alltagswitz und Zukunftsängsten. Sie ziehen durch die stillen Hallen, nicht wissend, was kommen mag. Vom Turm blickend sagt einer: „So wie man einen Sterbenden auf dem Sterbebett beobachtet, wird’s ruhig. So ruhig ist es jetzt hier.“ Ofen aus lässt nicht nur deutsche, sondern auch türkische Arbeiter zu Wort kommen, die mitunter schon jahrzehntelang bei Krupp beschäftigt waren.

Ein Schloß für alle ist ebenfalls ein Arbeiterfilm. Der empathische Ernst von Ofen aus weicht der lustvollen Schilderung eines proletarischen Rentner*innenalltags. Nah herangerückt begleitet Komers mit seiner Videokamera Senior*innen im Mülheimer Viertel Styrum, dem „Tal der fliegenden Messer“, wie es zum Staunen der stolzen Ansässigen andernorts genannt wird. (ts)