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Phantom Lady

Einführung: Norbert Grob

Ein in visueller wie narrativer Hinsicht geradezu prototypischer Film Noir: Ein Mann wird verdächtigt, seine Frau ermordet zu haben. Doch den Abend verbrachte der Ehemann mit einer Zufallsbekanntschaft, die sich nun als die einzige Zeugin erweist, welche ihn vor der Todesstrafe retten kann. Die mysteriöse Frau, die „Phantom Lady“, aber bleibt spurlos verschwunden. Kein anderer Zeuge kann oder will sich an sie erinnern. Kameramann Woody Bredell erschafft unter der Anleitung von Eugen Schüfftan ein so düster-realistisches wie gleißend-künstliches New York, voll von dunklen Straßen, Bars, U-Bahnhöfen, Kellern und verwahrlosten Räumen, unterstützt von einem fiebrigen Jazz-Score. Hinter der Fassade des Alltags bricht eine abgründige Welt der Amoralität auf, eine allumfassende Atmosphäre der Bedrohung, Angst und Ohnmacht bemächtigt sich der Figuren. „Die Konstellation, die der Film Noir eröffnete, war wie geschaffen für Siodmak. (…) Sein Kino war immer schon fixiert auf die Schattenseiten des Alltags, auf Angst, Bedrohung und Schrecken, lange vor Hollywood und den vierziger Jahren ist er ein Erzähler der Krisen, der Dunkelheiten. Jene Mischung aus Realismus und expressionistischem Pathos, aus psychologischer Genauigkeit und Phantasmagorie, alles, was die Anziehungskraft des Film Noir ausmachte, war in seinen Filmen ansatzweise entwickelt.“ (Karl Prümm in Siodmak Bros. Berlinale Retrospektive 1998). (fl)