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Video-Einführung: Lukas Foerster

Nur kurze Zeit nach den Anschlägen auf das World Trade Center entstand Ulli Lommels ganz eigene 9/11-Verarbeitung, die gleichzeitig auf eine große Meditation über Antisemitsmus, Fremdenfeindlichkeit und Melting Pot-Kultur abhebt. Darin spielt der Regisseur selbst den Dresdner Komponisten Valentin Reiner, der einem besorgten Brief seiner Ex-Frau nach Los Angeles folgt: Ihr gemeinsamer Sohn Stefan hat sich zum obsessiven Hitler-Fan entwickelt, bondet mit seiner palästinensischen Freundin über geteilten Judenhass und führt eine eigene Neonazi-Gang an, die Villen unliebsamer Hollywood-Produzenten verwüstet. Im Garten des Nachbargrundstücks treffen sich indes einsichtig gewordene Xenophobiker zur Hass-Selbsthilfegruppe, während Stefans Stiefvater dafür berüchtigt ist, als Richter schwarzen Angeklagten besonders harte Strafen aufzuhalsen. Ahnenforscherische Entdeckungen des deutschen Gasts bringen das Weltbild seiner rechten Verwandten jedoch ins Wanken.

Trotz der teils ins Absurde kippenden Handlung ist September Song überwiegend ironiefrei inszeniert und nimmt sich selbst und seine antirassistische Botschaft sehr ernst. Wie gelungen das Ganze als Politparabel tatsächlich ist, liegt im Auge des Betrachters; eine einzigartig bizarre Seherfahrung gewährleistet der Film aber allemal. (Christian Lenz)