
Victor Kossakovsky wurde 1961 in St. Petersburg geboren, genauer am Mittwoch, den 19. Juli 1961. Das Konzept seines Films Sreda – Mittwoch 19.07.1961 ist so einfach wie originell: Menschen, die zeitgleich geboren wurden, sollen aufgesucht werden. Kossakovsky begegnet Erzieherinnen, Zahnärztinnen, Frauen im Kreißsaal. Er beobachtet Männer in Hinterhöfen, Lokführer, Busfahrer und Krankenhauspatienten. Zentral ist ein Geschichtsbild, das die Menschen und ihre Leben im Nebeneinander betrachtet und das die Möglichkeitsformen des Lebens im Zusammenspiel der Biografien entdeckt, wobei Kossakovsky auch nach Verbindungen sucht, die durch den Zufall bestimmt sind.
Wenn eine Frau anekdotenhaft erzählt, dass die im Juli geborenen Menschen das Sternzeichen Krebs haben, fügt sie hinzu: „Krebse hängen an der Kindheit – an der Vergangenheit.“ Dies gilt für Sreda – Mittwoch 19.07.1961 insofern, als der Film Gegenwartswahrnehmung über die vergangene Zeit erzählt. Träume und Perspektiven flackern als Palimpsest auf, verschwinden dann aber auch wieder in den oft harten Alltagsrealitäten. Durch die auftauchenden Wünsche schimmern die Figuren auf eine Weise, als würden sie wieder die Kraft verspüren können, ins Handeln zu kommen. „Nie zuvor hat man so deutlich sehen können, wie das Leben den Menschen mitspielt, wie die Zeit mit den Hoffnungen umgeht.“ (Ottokar Schnepf, Basler Zeitung, April 1998) (vb)
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Sreda – Mittwoch 19.07.1961
- D/GB/RUS/FI/FR/DK 1997
- DCP
- OmU
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R: Victor Kossakovsky, B: Victor Kossakovsky, Viola Stephan, K/S: Victor Kossakovsky, 93'