
Was voller Freude, Übermut und einem quiekenden Ferkel beginnt, entwickelt sich zu einem Höhepunkt des klassischen Hollywood-Melodrams der 1930er Jahre: Das Dienstmädchen Katusha (Anna Sten) liebt den russischen Prinzen Dmitri (Fredric March) und wird ohne sein Wissen von ihm schwanger. Sie verliert ihre Stellung, das Kind stirbt, und Katusha gerät in die Prostitution. Zum unerwarteten Wiedersehen mit Dmitri kommt es in Moskau, wo Katusha vor Gericht steht. Dmitri rebelliert und bricht mit seinem bisherigen Leben.
So packend der emotionale Konflikt dieser Tolstoi-Adaption, so schön ist die Inszenierung, die in den Bildern von der Feldarbeit zu Beginn auch Anleihen nimmt beim ukrainischen Avantgardisten Oleksandr Dovzhenko. Das Spiel des Lichts, die Kostüme, die Ausstattung, die Kameraeinstellungen, alles schmeichelt dem Auge. Dabei erzeugen die Gefühle, die Tränen, die Dramatik einen Sog, dem sich wohl nur Menschen mit einem Herz aus Stein entziehen können. Für Anna Sten ist der Film ein Triumph. Ihre Vitalität und Schauspielkunst beeindrucken auch die New York Times: „Miss Sten ist natürlich nicht nur eine junge Frau mit außergewöhnlichem Charme und ungewöhnlichem Talent, sondern auch eine erfahrene Schauspielerin mit einer bemerkenswerten Karriere im russischen und deutschen Kino sowie am Sowjetischen Staatstheater. (…) Der gelegentlich exzentrische Rouben Mamoulian hat seinen Hang zur Stilisierung bewusst in den Stoff des Dramas eingebettet und schafft so ein Filmwerk, das sowohl visuell als auch dramatisch mitreißt.“ (Andre Sennwald, New York Times, 2.11.1934) (ps)
Wir zeigen eine 35mm-Kopie aus dem Archiv des British Film Institute, London.
We Live Again
- USA 1934
- 35mm
- OV
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R: Rouben Mamoulian, P: Samuel Goldwyn, B: Maxwell Anderson, Leonard Praskins, Preston Sturges, Thornton Wilder nach dem Roman Auferstehung von Leo Tolstoi, K: Gregg Toland, M: Otho Lovering, D: Anna Sten, Fredric March, Jane Baxter, C. Aubrey Smith, Sam Jaffe, 85‘