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EInführung: Jan Gympel

Johannes Hendrich war schon zweieinhalb Jahre tot, als Anfang 1983 der letzte Film nach einem Drehbuch von ihm zum ersten Mal gesendet wurde. Zausel erzählt die Geschichte eines verwitweten Rentners, der allein in einem West-Berliner Abrissviertel lebt und dessen wichtigster Ansprechpartner sein ebenfalls schon recht betagter Hund, die Promenadenmischung Zausel, ist. Hendrich, der das Thema Alter und insbesondere Alterseinsamkeit hier nicht zum ersten Mal behandelte, hatte das Buch eigens für den Hauptdarsteller Werner Hinz geschrieben, der wenige Tage nach der Erstausstrahlung von Zausel seinen achtzigsten Geburtstag feierte. In der Rolle des unauffälligen Durchschnittsmenschen Franz Lehmann, die eine seiner letzten sein sollte, trägt er viel dazu bei, dass der Film anrührend, aber weder sentimental noch deprimierend wirkt. Bei Hinz sind Spiel und Berliner Tonfall ebenso authentisch wie bei den anderen Darstellern oder die von dem Szenenbildner Dietmar H. Suhr eingerichteten Räume. So besitzt der vor allem rund um die Admiralbrücke, südlich des Kottbusser Tors, gedrehte Streifen aus heutiger Sicht dokumentarische Qualitäten. Er vermittelt ein Gefühl davon, wie die „kleinen Leute“ in West-Berlin vor vierzig Jahren lebten, wohnten und sprachen.

„Diese fast zwei Stunden Fernsehspiel waren eine von ihm selbst verfaßte Ehrung für den Autor Johannes Hendrich, der im Juli 1980 starb“, urteilte Peter Dreessen im Hamburger Abendblatt vom 13.1.1983. „‚Zausel’ hatte alle Tugenden eines Spätwerkes. Als da sind: ruhig vorgetragene Einsichten, Verzicht auf spektakuläre Effekte und ein auf das Äußerste verknappter Dialog. (...) Werner Hinz (...) zeichnete mit feinen Reaktionen in Sprache und Mimik einen alten, großen und einfachen Menschen.“ (gym)