Ernst Bloch 1885-1977

Philosoph

Schon in dem Werk „Geist der Utopie“ von 1918 widmet sich Bloch der Perspektive einer humanen Gesellschaft. Im Berlin der 1920er Jahre setzt er sich dann mit der marxistischen Philosophie auseinander und steht den Kommunisten nahe. 1933 verlässt er Deutschland. Nach Aufenthalten in Wien und der Schweiz lebt er bis 1938 in Prag und wendet sich in Exilzeitschriften wie "Die neue Weltbühne" gegen den Nationalsozialismus. 1935 nimmt er am Internationalen Schriftstellerkongress in Paris teil. Nach dem Münchner Abkommen 1938 emigriert er in die USA, arbeitet an seinem Hauptwerk „Das Prinzip Hoffnung“ und ist einer der Gründer des Exilverlags Aurora in New York. 1949 folgt er dem Ruf an die Universität Leipzig, verlässt aber wegen Schwierigkeiten mit der SED-Parteiführung 1961 die DDR und lehrt danach an der Universität Tübingen.

  • 1885

    8. Juli: Ernst Bloch wird als Sohn des jüdischen Eisenbahnbeamten Max Bloch und dessen jüdischer Ehefrau Berta (geb. Feitel) in Ludwigshafen geboren.

  • 1905-1908

    Studium der Philosophie, Physik, Germanistik und Musik in München und Würzburg.

  • 1908

    Juli: Promotion in Philosophie an der Würzburger Universität.

  • 1908-1914

    Tätigkeit als Privatlehrer und Publizist in Berlin und Heidelberg.
    In Heidelberg gehört er dem Kreis um Max Weber an.

  • 1913

    Heirat mit Else von Stritzky.

  • 1915

    Übersiedlung nach Grünwald bei München.
    Bloch protestiert in einigen Veröffentlichungen gegen die deutsche Politik im Ersten Weltkrieg.

  • 1917-1919

    Exil in der Schweiz aus pazifistischer Überzeugung.

  • 1918

    Sein erstes philosophisches Hauptwerk erscheint. In "Geist der Utopie" philosophiert Bloch über eine humane Gesellschaft.

  • 1919/20

    Rückkehr nach Deutschland.

  • 1920-1933

    Tätigkeit als Publizist.
    Aufenthalte in Berlin, Südfrankreich, Italien, Paris und Nordafrika.
    Bloch spricht sich öffentlich gegen die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) aus.

  • 1921

    Tod seiner Ehefrau.

  • 1922

    Veröffentlichung von "Thomas Müntzer als Theologe der Revolution".

  • 1933

    Nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler wird Bloch ausgebürgert.
    Emigration in die Schweiz.

  • 1934

    Heirat mit der jüdischen Architektin Karola Piotrkowska (1905-1994). Aus der Ehe geht ein Sohn hervor.

  • 1934/35

    Aufenthalt in Paris. Bloch gehört dem Kreis um den Dramatiker und Mitbegründer des Dadaismus Hugo Ball (1886-1927) an.
    Teilnahme am Pariser "Kongreß der Antifaschisten".

  • 1936-1938

    Aufenthalt in der Tschechoslowakei.
    Bloch publiziert in der Prager Exilzeitschrift "Die Neue Weltbühne".

  • 1938

    Nach dem Münchner Abkommen entschließt sich Bloch zur Emigration nach New York.

  • 1938-1948

    Aufenthalt in den USA. Bloch arbeitet an seinem dreibändigen Hauptwerk "Das Prinzip Hoffnung". Der Philosoph formuliert hier seine Hoffnung auf eine Welt, in der die Entfremdung des Menschen von Gesellschaft und Natur überwunden sein wird.

  • 1944

    Er gründet gemeinsam mit Alfred Döblin, Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, John Heartfield und Heinrich Mann den Aurora-Verlag in New York.

  • 1948

    Bloch nimmt die Professur für Philosophie an der Universität Leipzig an.

  • 1949

    Er lehnt den Ruf der Universität Frankfurt/Main ab.

  • 1951

    Veröffentlichung von "Subjekt-Objekt."

  • 1953-1956

    Herausgeber der "Deutschen Zeitschrift für Philosophie". Bloch äußert sich hier auch kritisch über die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED).

  • 1954-1959

    Publikation von "Das Prinzip Hoffnung".

  • 1955

    Bloch wird mit dem Nationalpreis der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) geehrt.

  • 1957

    Er wird wegen seiner offenen Kritik an der doktrinären Erstarrung des Marxismus in der DDR und wegen seiner kritischen Beurteilung der Niederschlagung des Ungarnaufstand zwangsemeritiert.

  • 1959-1978

    Veröffentlichung der Gesamtausgabe seiner Werke in 17 Bänden.

  • 1961

    Während einer Vortragsreise in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) wird Bloch mit seiner Frau vom Mauerbau überrascht. Das Ehepaar entscheidet sich, nicht in die DDR zurückzukehren.
    Er nimmt die Professur für Philosophie an der Universität Tübingen an.

  • 1962

    Bloch wird von der Ostberliner Akademie der Wissenschaften ausgeschlossen.

  • 1963

    Veröffentlichung von "Die Tübinger Einleitung in die Philosophie".
    Publikation von "Naturrecht und menschliche Würde". Bloch verknüpft hier die Prinzipien des jungen Marx mit dem Naturrechtsgedanken in der Aufklärung.

  • 1964

    Er wird mit dem Kulturpreis des Deutschen Gewerkschaftsbunds geehrt.

  • ab 1966

    Bloch protestiert öffentlich gegen die amerikanische Intervention in Vietnam.
    Durch seine Philosophie und seine politische Grundhaltung ist er gemeinsam mit Theodor W. Adorno und Max Horkheimer (1895-1973) eine der Leitfiguren der Studentenbewegung.

  • 1967

    Bloch erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

  • 1968

    Veröffentlichung von "Atheismus im Christentum".

  • 1969

    Ihm wird von der Universität Zagreb die Ehrendoktorwürde verliehen.

  • 1970

    Blochs Geburtsstadt Ludwigshafen verleiht ihm die Ehrenbürgerschaft.

  • 1972

    Publikation von "Das Materialismusproblem".
    Veröffentlichung seiner Schriften "Vom Hasard zur Katastrophe. Politische Aufsätze 1934-39".

  • 1975

    Publikation seiner Kategorienlehre "Experimentum Mundi", an der Bloch bereits vor dem Ersten Weltkrieg gearbeitet hat.
    Sowohl die Pariser Sorbonne als auch die Universität Tübingen verleihen Bloch die Ehrendoktorwürde.
    Er wird zum Ehrenmitglied der Akademie der Künste ernannt.
    Bloch erhält den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa.

  • 1977

    4. August: Ernst Bloch stirbt in Tübingen.

  • 1978

    Das "Sozialistische Büro" veranstaltet an der Universität Tübingen erstmalig die "Ernst-Bloch-Tage".

  • 1979

    Gründung des "Ernst-Bloch-Archivs" in Tübingen.

  • 1984

    Die Stadt Tübingen stiftet den "Ernst-Bloch-Preis".

  • 1985

    Publikation von "Kampf, nicht Krieg. Politische Schriften 1917-19".
    Gründung der "Ernst-Bloch-Assoziation" mit Sitz in Nürnberg.

  • ab 1985

    Vergabe des "Ernst-Bloch-Preises" durch die Stadt Ludwigshafen.
    Stiftung einer Ernst-Bloch-Professur in Tübingen durch den Suhrkamp-Verlag.

  • 1986

    Gründung der "Ernst-Bloch-Gesellschaft" in Ludwigshafen.

  • 1989

    Ernst Bloch wird postum in der DDR rehabilitiert.

Susanne Eckelmann, Antonia Meiners
Stand: 17. März 2021
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