Paul Wegener 1874-1948

Schauspieler, Regisseur

  • 1874
    11. Dezember: Paul Wegener wird als Sohn des Tuchfabrikanten Otto Wegener und seiner Frau Anna (geb. Wolff) im ostpreußischen Arnoldsdorf geboren.
  • 1883-1886
    Besuch des Katholischen Gymnasiums in Rössel.
  • 1886-1893
    Während seiner Schulausbildung am Kneiphofschen Gymnasium in Königsberg (heute: Kaliningrad/Russland) gründet er mit Freunden den dramatischen Verein "Melpomene", für den er sich sowohl mit dem Schreiben von Balladen und Stücken als auch als Schauspieler betätigt.
  • 1894-1895
    Wegener studiert nach dem Wunsch seines Vaters Jura in Freiburg und Leipzig, besucht dabei aber vor allem Kunstgeschichte- und Philosophievorlesungen. Als er sein Studium abbricht, um sich endgültig der Schauspielerei zuzuwenden, entzieht ihm sein Vater den Unterhalt.
  • 1896
    Heirat mit Ida Ahlers, von der er sich bereits nach zwei Jahren scheiden lässt.
  • ab 1896
    Nachdem er privat Schauspielunterricht genommen hat, erhält er kleinere Engagements, u.a. an Theatern in Leipzig, Rostock, Aachen und Wiesbaden.
  • 1900
    Einjähriger Militärdienst.
  • 1903
    Heirat mit der Opernsängerin Änny Hindermann.
  • 1905-1920
    Nach seiner ersten großen Rolle in Maxim Gorkis "Nachtasyl" in Hamburg (1904) wechselt Wegener zu Max Reinhardts Deutschem Theater nach Berlin und avanciert dort schnell zu einem der führenden Darsteller. Zu seinen Glanzrollen dort gehören
    Richard III., Macbeth, Othello, Mephisto und der Fuhrmann Henschel.
  • 1913
    22. August: Wegeners Kinodebüt "Der Student von Prag" wird uraufgeführt. Er gilt als erster Doppelgängerfilm überhaupt, bei dem die Technik der geteilten Bildfläche und der Mehrfachbelichtung zum Einsatz kommt. Der Film, in dem Wegener als Student Balduin sein Spiegelbild an den Teufel verkauft, wird ein großer Erfolg und gilt neben "Der Andere" (1912/13) von Max Mack (1884-1973) als künstlerisch bedeutendster früher deutscher Spielfilm.
  • ab 1913
    Er wirkt in etwa 30 Stummfilmen mit und arbeitet mit den bedeutendsten Stars des frühen deutschen Kinos wie Asta Nielsen oder Ernst Lubitsch zusammen. Mit seiner wuchtigen Statur, den hohen Wangenknochen und schmalen Augenschlitzen wird Wegener schnell die ideale Besetzung für mysteriöse und unheimliche Charaktere. Dabei ist sein bevorzugtes Genre der Fantasie- und Märchenfilm, da er der Meinung ist, dass hier die technischen Möglichkeiten der Kinematografie am wirkungsvollsten zum Einsatz kommen. Die damals sehr populären Gesellschaftsdramen lehnt er in der frühen Zeit schlicht als Kitsch ab.
  • 1914
    Wegener meldet sich nach Beginn des Ersten Weltkriegs freiwillig als Unteroffizier an die Westfront, muss den Kriegsdienst aber nach mehreren Schlaganfällen beenden.
  • 1915-1920
    Wegeners Filmschaffen erlebt seinen Höhepunkt mit der Verfilmung einer jüdischen Sage in "Der Golem" (1915) und dem Nachfolgefilm "Der Golem, wie er in die Welt kam" (1920), bei denen er sich auch als Drehbuchautor und Regisseur betätigt. Vor allem mit letzterem feiert die deutsche Filmbranche einen Welterfolg. Die Dekorationen des Architekten Hans Poelzig (1869-1936) zählen noch immer zu den berühmtesten Bauten der Filmgeschichte.
  • 1916
    Wegener hält in mehreren deutschen Städten den Vortrag "Neue Kino-Ziele" über "Die künstlerischen Möglichkeiten des Films" und erklärt darin seine Vision einer "kinetischen Lyrik". Wegener, der als einer der ersten Theaterkünstler den Film als neues, zukunftsweisendes Medium erkennt und sich auch theoretisch mit den Chancen des Kunstprodukts Film auseinandersetzt, hält ein Plädoyer für die Entwicklung einer eigenen Filmkultur und für die Bedeutung der spezifischen Filmtechnik.
  • 1923
    Gründung der "Paul-Wegener-Film-AG", mit der er eigene Filme produzieren will. Doch schon im darauffolgenden Jahr muss die Firma Konkurs anmelden.
  • 1924
    Trennung von seiner zweiten Frau und Heirat mit der Prager Schauspielerin Lyda Salmonova, mit der er in zahlreichen Filmen auftritt. Die Ehe dauert nur zwei Jahre.
  • 1926
    Die Theaterschauspielerin Greta Schröder wird seine vierte Ehefrau.
  • 1928
    Wegener reist nach Amerika, wo er den Film "Der Dämon" produziert, der aber floppt. Seine Filmkarriere setzt er danach in Deutschland fort.
  • 1929
    Neben zahlreichen Theatertourneen in Europa reist Wegener außerdem für ein Jahr nach Südamerika, um dort Bühnengastspiele zu geben.
  • 1931
    Heirat mit der Theaterschauspielerin Elisabeth Rohwer.
  • ab 1933
    Nach einer Vielzahl zumeist erfolgreicher Märchen-, Fantasie- und Historienfilme verliert Wegener mit Beginn der Tonfilmära allmählich seine Bedeutung und seine erstrangige Stellung im deutschen Filmwesen. Als Bühneninterpret bleibt er jedoch weiterhin populär, und auch im Tonfilm ist er weiterhin präsent. U.a. wirkt er in Filmen der NS-Propaganda wie "Hans Westmar" (1933) und Veit Harlans "Der große König" (1942) mit, inszeniert aber auch eigene Unterhaltungsfilme wie "Ein Mann will nach Deutschland" (1934) mit Brigitte Horney (1911-1988) und Willy Birgel.
  • 1937-1943
    Wegener arbeitet am Schillertheater in Berlin unter dem Intendanten Heinrich George.
  • 1943
    Generalintendant Gustaf Gründgens engagiert ihn für das Staatliche Schauspielhaus Berlin.
  • 1945
    Wegener spielt im NS-Durchhaltefilm Kolberg mit.
    Als einer der ersten Darsteller erhält er nach Ende des Zweiten Weltkriegs von der sowjetischen Militäradministration SMAD die Genehmigung zum Wiederauftreten und wird auf Veranlassung von Generaloberst Nikolai Bersarin Präsident der "Kammer der Kulturschaffenden" in Berlin.
    7. September: Er verkörpert bei der Wiedereröffnung des Deutschen Theaters in Berlin die Hauptrolle in Lessings "Nathan der Weise". Noch mehr als 60 Mal spielt er diese Rolle, bis er auf der Bühne einen Schwächeanfall erleidet, in dessen Folge er nicht mehr im Theater auftreten kann.
  • 1948
    Gesundheitlich angeschlagen übernimmt er seine letzte Filmrolle in dem satirisch-zeitbildhaften Film "Der große Mandarin", der erst nach seinem Tod zur Uraufführung gelangt.
    13. September: Paul Wegener stirbt in Berlin.
Christina Hoor
14. September 2014

lo