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Der aus Schlesien stammende Bühnen- und Rundfunkkomiker Ludwig Manfred Lommel war ein kalauernder Wortverdreher, ein Vokalverschieber und Konsonantenaufweicher mit eigentümlicher, kräftiger Klangfarbe. Als Christian Meurer im Januar 2007 in Titanic – Das endgültige Satiremagazin Lommels Leben und Werk würdigte, lautete die Überschrift: „Die schlesische Stunkfunze“. Und tatsächlich war es von der Schlesischen Funkstunde in Breslau, bei der Lommel 1925 anheuerte, über die Funkstunke und die schlesische Funkstunze nicht weit zur Stunkfunze. So die Legende.

In den 1920er und 1930er Jahren galt Ludwig Manfred Lommel (1891-1962) als die größte Nummer im deutschen Radio, doch heute? Sein Sohn, der Regisseur, Schauspieler und Fassbinder-Intimus Ulli Lommel, nannte ihn den „Mann der tausend Stimmen“, denn er sprach in seinen Radio-Sketchen, die sich oft um die Figuren Paul und Pauline Neugebauer aus dem imaginären Runxendorf in Schlesien drehten, stets sämtliche Figuren selbst. „Die andern Sender in der Welt / brauchen für jede Szene / a Dutzend teure Schauspieler – Ich mach‘ mein‘ Dreck alleene!“, heißt es in einem Couplet von 1928.

Im „Dritten Reich“ war Lommel einige Jahre lang auch auf der Kinoleinwand zu sehen. 1936/37 spielte er die Hauptrolle in drei Spielfilmen von Heinz Paul und zwischen 1937 und 1939 in sieben Kurzfilmen von Alfred Stöger. Propagandaminister Goebbels nahm ihn im Krieg in die „Gottbegnadetenliste“ der Schauspieler auf, die für die Filmproduktion benötigt würden.

Ein Denkmal setzte Ulli Lommel seinem Vater im Film Adolf und Marlene (1977). Die darin inszenierte Begegnung zwischen Hitler und Lommel ist an Absurdität kaum zu überbieten. Einen so eigensinnigen wie verschrobenen Komiker hat es hierzulande selten gegeben. Das belegen nicht nur seine zahlreich überlieferten Hörproben, sondern auch seine Filme, in denen er sich – wie sein entfernter Geistesverwandter Otto Waalkes – nie um realistisches Spiel scherte. Stets ist bei diesem politisch nicht durchwegs korrekten Komiker eine Schraube locker, er spielt nicht im Ensemble, sondern daneben. Lommel macht halt seinen Dreck alleene. (Rolf Aurich)

Das Programm Ich mach' mein' Dreck alleene! Der Komiker Ludwig Manfred Lommel findet in Kooperation mit der Deutschen Kinemathek statt.

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