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Zu Gast: Lothar Lambert

Berlin und Harlem, weiß und schwarz – das ist in diesem Spielfilm ein wechselseitiges Illusionsverhältnis. Schon über dem Vorspann werden ein paar Takte des Liedes Berliner Luft, dem liedgewordenen Tourismus-Versprechen eines freien Lebensgefühls, abgelöst von afroamerikanischen Soulsongs, die vom großen Wirken der Gefühle erzählen und die Lambert an Sexszenen anlegt, in denen sich Hautfarbenfetisch, Zwang und Erpressung abgefärbt haben.

Die Hauptfigur, ein afroamerikanischer Ex-GI in Berlin, verweigert sich einer einfachen Lesart. Als erratische Projektionsfläche für die Sehnsüchte und Vorurteile von Männern und Frauen bewegt sie sich durch die Stadt und den Film, ohne dass Lambert ihr einen eigenen Antrieb gäbe. In der vergleichsweise konventionellen dramaturgischen Struktur eines Stationendramas wird die sexuelle Neugier am schwarzen Mann im allgemeineren Rassismuskontext verankert. Die männlichen und weiblichen Annäherungsversuche unterscheiden sich nicht. In einer Szene tauchen Rainer Werner Fassbinder und Ingrid Caven auf, die ebenfalls Interesse an der Hauptfigur anmelden. Sie möchten sie gegebenenfalls in einem Film einsetzen. Caven macht dabei in einer für den ganzen Film charakteristischen Offenheit deutlich: „Wir suchen aber keinen Schauspieler, wir suchen einen Schwarzen.“ Auch in der Rezeption ließ sich die Fetischisierung schwarzer Männlichkeit nicht auflösen: Eine beiläufig gefilmte Erektion erzeugte immer wieder Widerstand, 1982 fand eine Lambert-Retrospektive in Toronto wegen dieser Szene ohne 1 Berlin-Harlem statt. (jak)