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Das Gannoven-Pärchen Savannah und Cooper (genannt Babyface) zieht mit einem schwarzen Cadillac durch das texanische Hinterland an der Grenze zu Mexiko; ihnen auf den Fersen ist eine Gruppe Kopfgeldjäger. Nachdem Babyface eines nachts erschossen wird, verfolgen zwei brutale Privatdetektive die Spur des Killers. Ihre Motivation und auf welche tragischen Weisen die Schicksale von Savannah und Cooper miteinander verzahnt sind, legt Absolute Evil sukzessive in Rückblenden offen.

Das dem Film vorangestellte Textinsert „For RWF“ führt auf die falsche Fährte, denn wenig an Absolute Evil erinnert an die Regiearbeiten von Lommels ehemaligem Weggefährten Fassbinder. Stattdessen lässt sich der nonlinear erzählte Neo-Noir mit ausgestellt skurillen Dialogen, Americana-Kulisse und David Carradine in einer Kill Bill-artigen Nebenrolle als Teil einer globalen 2000er-Tendenz an Tarantino-beeinflusstem Zitatekino einordnen. Aber auch dieses Spätwerk ist mit genug Lommel-Idiosynkrasie aufgeladen, um nicht zur bloßen Kopie zu verkommen, und setzt alleine mit seiner rohen Digitalästhetik und der ins Borderline-Absurde übersteigerten Zeitsprung-Struktur eigene Akzente.

Der Film wurde 2009 in die Panorama-Sektion der Berlinale aufgenommen, wo er mit einem kurzen Vor-Clip lief, der an Lommels kontroversen Festival-Auftritt mit Fassbinder zur Premiere von Liebe ist kälter als der Tod vierzig Jahre zuvor erinnerte. Geplant war Absolute Evil als Teil einer losen Trilogie, die aber nie realisiert wurde – bis zu Lommels Tod blieb das passenderweise von einer melancholischen Finalität durchzogene Werk, abgesehen von einigen zuvor gedrehten Nachzüglern aus dem LionsGate-Zyklus, sein letzter regulär veröffentlichter Film. (Christian Lenz)