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Es ist Nacht in Berlin. Raphaela (Isabelle Willer) und Frank (Claude-Oliver Rudolph) verbringen leidenschaftliche Stunden miteinander. Er verliebt sich in sie, sie aber will sich nicht binden und weiter ruhelos durch die Nacht ziehen. Wie ein leidiger Schatten folgt er ihr und treibt jene Männer in die Flucht, denen sie mit Interesse begegnet. Bis ein geheimnisvoller Amerikaner (Al Corley) auftaucht, der genauso entschlossen ist wie Frank. Ihr Duell wird zu einem Schaulaufen der eitlen Gockel und ritterhaften Krieger („Diese Stadt ist zu klein für uns beide“, sagt einmal einer zum anderen). Raphaela lässt die Männer zunächst gleichgültig und dann immer faszinierter gewähren.

Eckhart Schmidt inszeniert das nächtliche Berlin in einer Großstadtsymphonie aus schimmernden Vitrinen und Lichtern, aus auf den Film Noir rekurrierenden Innenräumen und markanten Gestalten der Halbwelt. Jean-Pierre Melville, den Schmidt Jahre vorher kennengelernt und bei nächtlichen Autofahrten durch Paris begleitet hatte, stand Pate bei seinem Ansatz, eine dem Kinoauge vertraute Stadt mittels fragmentierter Perspektiven und stilisierter Bilder neu zu erschaffen. Wie Vampire bewegen sich seine Protagonisten durch eine ausweglose Finsternis, die sie zu einem unvergesslichen Finale im Olympiastadion führt. Ein seinerzeit verkanntes Zentralwerk des deutschen Kinos der 1980er-Jahre. (gv)