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Anatomie des Weggehens

Anatomia unei plecari / Anatomie des Weggehens D/RO 2012, R/B/K: Serban Oliver Tataru, 73' · Blu-ray, DF Marius, der Vater, adressiert seinen Sohn hinter der Kamera auf deutsch, Adriana, die Mutter, auf rumänisch. Das mag schon in Bukarest so gewesen sein. Oliver, sagt der Vater, Serbane Du, die Mutter. Die Bücherwand dahinter steht jetzt seit 22 Jahren in München. Serban Oliver Tataru ist damals nicht geflohen. Er ist, mit den Worten seines essayistischen Kommentars, geflohen worden. Ungefragt folgte der 14-jährige mit der Mutter dem Kunsthistoriker nach, der zwei Jahre zuvor eine Dienstreise nach München zur Flucht genutzt hatte. Irgendwann in den 1980er Jahren. Wann genau, entblößt die Anatomie des Weggehens erst zum Schluss. Die Eltern trotzen der schmerzhaften Rekonstruktion. Der Sohn kehrt filmend und schreibend zur samtenen Betonlandschaft seiner Kindheit zurück. „Warum ziehe ich mit den Bildern meiner Erinnerung durch die Straßen?" Der Sohn hat andere Fragen als die Eltern. Seine Spuren im Film zeichnen eine Physiognomie des Exils. (ir) SO 23.11. um 21 Uhr