Architektur des Untergangs
Undergångens arkitektur / Architektur des Untergangs
S 1989, R: Peter Cohen, 118’ · 35 mm, DF
Cohen referiert in seinem filmischen Essay über Ästhetik und Politik historischer Ereignisse unter Nutzung unbekannten Filmmaterials: Ruhig und ohne Schock führt er die Kriegs- und Vernichtungsstrategien der nationalsozialistischen Führer auf ihre ästhetische Simplizität zurück. Jene feiern rhetorisch die Kunst und ihr Schönheitsideal mit der gleichen Sprache, mit der sie millionenfachen Mord rechtfertigen. Cohen dekuvriert die kulturellen Wurzeln des Nationalsozialismus und stellt dessen ideologische Konstruktion als ein perverses Gesamtkunstwerk bloß: Grausamkeit als Voraussetzung für Schönheit. Und ist dieses Ideal so nicht zu erreichen, dann taugt Kunst für den „totalen“ Untergang, wie er, etwa bei Richard Wagner, vorausgedacht ist. „Der Kern dieser aus Wut und Vergeblichkeit gebastelten Erzählung ist stets der gleiche: Der destruktive Held, die Vision einer imaginären Idealwelt vor Augen, nicht fähig, sich den Mühen der Auseinandersetzung mit der bestehenden Ordnung zu unterziehen, überzieht die Gesellschaft mit Zerstörung und Vernichtung.“ (Beckenbach, 2010) Der Wille zur Gestaltung setzt hier die Vernichtung des Störenden voraus. (wjc)
MI 04.02. um 20 Uhr · Einführung: Niels Beckenbach