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Marcus Becker

Besuch bei Van Gogh – Ein utopischer Film

Die 1980er Jahre sind das Jahrzehnt der düsteren Zukunftsdystopien, für die Blade Runner im Kino den Ton vorgab – und an denen sich die ostdeutsche DEFA nach ihren Science-Fiction-Filmen der 1960er und 1970er Jahre nicht mehr beteiligte. Oder doch? Horst Seemann führt in Besuch bei Van Gogh ins 22. Jahrhundert, in eine Welt ohne Blumen, in der die Menschheit an einer tödlichen Staubkrankheit leidet. Für die Finanzierung medizinischer Forschungen entsteht die Idee einer Zeitreise ins späte 19. Jahrhundert, um Bilder des völlig unbekannten Malers Vincent van Gogh zu erwerben und in der eigenen Gegenwart als enorm im Wert gestiegen zu verkaufen. „Meiner Meinung nach hängt die Zukunft letztendlich nicht von der Technologie, sondern von moralischen und politischen Entscheidungen ab“, befand der sowjetische Science-Fiction-Autor Sewer Gansowski 1984 in der Zeitschrift Sowjetliteratur. Seemanns Film, der auf einer Erzählung Gansowskis basiert, verhandelt mancherlei Thema der späten DDR, von der Umweltverschmutzung über die Gier nach Devisen bis zur nostalgischen Sehnsucht nach dem vormodernen Leben. (mbe)