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Einführung: Christian Lenz

In den 1990er-Jahren konnte Lommel nicht an seine Erfolge aus der vorherigen Dekade anknüpfen. Zwar realisierte er einige eigene Regiearbeiten und war zudem produzentenseitig an diversen Low Budget-Filmen beteiligt, viele dieser Werke wurden jedoch nie richtig veröffentlicht, sind mittlerweile kaum noch oder gar nicht mehr greifbar und dementsprechend fast vollkommen der Obskurität anheimgefallen. Der unter einer ganzen Armada an Alternativtiteln kursierende Bloodsuckers wurde relativ aufwändig in Cinemascope gedreht und sollte Lommels erster regulärer Kinostart seit Jahren werden. Gezeigt wurde der Film aber letztlich nur auf wenigen Kleinstfestivals; inzwischen sind sämtliche Vorführkopien verschwunden. Dabei ist die psychedelische No Future-Moritat mit schwer rekonstruierbarem Plot um eine Vampir-Schule für jugendliche Obdachlose vielleicht der beste Film in Ulli Lommels Regie-Karriere. Hemmungslos sampelt sich Bloodsuckers durch Privataufnahmen von Marylin Monroe, Ausschnitten aus anderen Lommel-Filmen und Stock Footage von einem Porno-Dreh und gelangt zu einem absolut außergewöhnlichen Seherlebnis, das mitunter den Eindruck erweckt, Harmony Korine und Jochen Taubert hätten unter starkem Substanzeneinfluss zusammen eine Folge Buffy, im Bann der Dämonen gedreht. (Christian Lenz)